Spitzenkoch Stefan Heilemann, der im Restaurant Ecco des Zürcher Hotels Atlantis by Giardino das Zepter führt, greift ebenfalls auf Handschuhe zurück, wenn er es mit Chili, Knoblauch und Co. zu tun hat. «Ich trage sie auch im Umgang mit Meeresfrüchten oder Poulet», sagt er. Auch Basil Nufer, Küchenchef im Restaurant Spitz im Landesmuseum Zürich, verwendet Handschuhe, um sich vor starken Gerüchen oder Säuren zu schützen. Für alles andere brauche er keine: «Handschuhe schränken mein Fingerspitzengefühl ein.» Das sei nicht nur handwerklich, sondern auch für die Hygiene ein ausschlaggebender Punkt, sagt Christian Rausser, Geschäftsführer der gleichnamigen Handelsfirma, die unter anderem Arbeits- und Einwegbekleidung für Gastronomie und Lebensmittelindustrie vertreibt. «Mit blossen Händen spüren wir, wenn wir etwas an den Fingern haben», sagt Rausser. «Es fühlt sich nass, klebrig oder eben einfach schmutzig an. Mit Handschuhen funktioniert dieses Sensorium nicht.» Rausser, der auch davon lebt, seine Handschuhe an den Mann zu bringen, rät nichtsdestotrotz dazu, sie mit Bedacht einzusetzen: «Der Handschuh hat seine Berechtigung, aber man muss sich etwas überlegen dabei.» Was er auf Betriebsbesuchen erlebe, sei mitunter «der Wahnsinn», so trage einer schon mal drei Stunden lang dieselben Handschuhe. «Da haben Sie nachher ein Biotop an Mikroorganismen auf den Händen», sagt Rausser. Auch er empfiehlt Handschuhe nur für kurze und bestimmte Arbeitsvorgänge; wer es richtig machen wolle, ziehe sie nach einer halben Stunde wieder aus oder streife sich zumindest ein neues Exemplar über.
Einmalhandschuhe für die Küche gibt es aus Latex sowie in den Kunststoffvarianten Vinyl und Nitril. Latex, das traditionell aus der Kautschukpflanze kommt, wird heute auch synthetisch hergestellt. Es hat den höchsten Tragekomfort, aber eben auch den Nachteil, dass es beim Träger Allergien auslösen kann. Nicht ganz so elastisch und dünn wie Latex, aber auf bestem Weg dahin sei die neuste Generation von Nitril-Handschuhen, sagt Rausser: «Sie sind mittlerweile fast so bequem wie Latex – und allergenfrei.» Hundert Paar Einmalhandschuhe aus Latex kosten durchschnittlich fünf Franken, das Pendant aus Nitril sechs bis sieben Franken. Die billigste Variante für rund vier Franken pro Hunderterbox sind Vinylhandschuhe. Das Material steht allerdings unter Verdacht, gesundheitsschädigend zu sein, weil es Weichmacher enthält, sogenannte Phthalate, die auf den menschlichen Organismus eine hormonähnliche Wirkung haben. Phthalate seien fettlöslich, sagt Lebensmittelchemikerin Wolf, die Gefahr, dass sie auf Lebensmittel übergingen, sei gerade im Umgang mit fetthaltigen Rohstoffen wie Öl, Käse oder Fleisch gegeben. «Wir wissen zwar nicht genau, ab welcher Menge es problematisch wird», sagt Wolf, «aber Vinyl ist für den Umgang mit Lebensmitteln nicht empfehlenswert.» Auch Handschuh-Vertreiber Rausser legt seinen Kunden aus der Branche ans Herz, darauf zu verzichten. «Mit unterschiedlichem Erfolg», wie er sagt. Ob Handschuhe für den Umgang mit Lebensmitteln geeignet seien, stehe im Idealfall auf der Packung, erklärt Lebensmittelchemikerin Wolf. Sie rät ausserdem von gepuderten Exemplaren ab: Der Puder aus Maisstärke sei zwar nicht giftig, aber unhygienisch, wenn er auf Speisen gelange.
Die SV Group setzt laut Sprecherin Stockmeyer auf Latexhandschuhe, für Allergiker stünden Alternativen aus Vinyl zur Verfügung. Man verlasse sich dabei auf den Lieferanten, der auf Anfrage mitgeteilt habe, dass besagte Vinyl-Handschuhe nur unbedenkliche Weichmacher enthielten – welche genau, sei kurzfristig nicht in Erfahrung zu bringen. Koch Heilemann weiss nicht, aus welchem Material seine Handschuhe sind: «Ich nehme, was bestellt wird.» Das gelte im Übrigen auch für die Farbe. Schwarz gelte im Moment als hip, «aber den Trend», schmunzelt Heilemann, «muss ich nicht mitmachen.»