Flüssige Ikonen

«Insbesondere auch für Pinot-Enthusiasten dürfte der Nawàri interessant sein.»

Für Weinliebhaber ist Sizilien nicht einfach nur eine Insel, sondern vielmehr ein Kontinent. Unterschiedliches Terroir – von sandigen und steinigen Lagen bis hin zu tonhaltigem Untergrund – sowie viele verschiedene Mikroklimata erlauben den Anbau von zahlreichen Sorten in einer ausserordentlich hohen Qualität. Die Duca di Salaparuta Group vereint drei grosse Marken des italienischen Weinbaus: Corvo umfasst die Vielfalt der sizilianischen Weine, Florio ist dem berühmten Süsswein Marsala vorbehalten, derweil unter dem Namen Duca di Salaparuta die besten Terroirweine aus drei der wichtigsten Anbauzonen Siziliens vermarktet werden.

Im Zentrum von Duca di Salaparuta steht dabei der Duca Enrico, ein wunderbar eleganter Rotwein, der anno 1984 als erster sizilianischer Nero d’Avola reinsortig konzipiert wurde. Die Reben für den Duca Enrico gedeihen auf kalkhaltigem, lehmigem Boden in einer Höhe zwischen 300 und 350 Meter über Meer auf dem Weingut Suor Marchesa in Riesi, im zentral-östlichen Teil der Insel. Der Wein reift mindestens 18 Monate in kleinen ­Eichenholzfässern, um seine tiefe Komplexität zu entwickeln. Er überzeugt mit harmonisch eingebundenen Noten von schwarzen Kirschen, Beeren und Tabak, gut strukturierten Gerbstoffen sowie balsamischen Tönen.

Seit dem Jahrgang 2017 kümmert sich Önologin Barbara Tamburini um die Flaggschiffe von Duca di Salaparuta. «Ich wurde sehr herzlich und vom ersten Moment an im Team aufgenommen», erinnert sich die Toskanerin. Besonders beeindruckt zeigt sich Tamburini auch von der hochmodernen Kellertechnik des Weinbaubetriebs. «Sie erlaubt uns, alles aus den Trauben herauszuholen.»

Die (Insolia-)Trauben für den Weisswein Bianca di Valguarnera wachsen im zentral-östlichen Teil von Sizilien, in der Nähe der Gemeinde Salemi auf einem Boden und in einem Klima, die den traditionellen Weissweinsorten der Insel äusserst gut bekommen. Seit 1987 wird dieser Wein während mindestens acht Monaten auf der Hefe im Barrique ausgebaut. Das Ergebnis ist ein gehaltvoller – um nicht zu sagen: wuchtiger – Weisswein, der trotz dem Holz eine frische Fruchtigkeit behält und sich hervorragend zur Begleitung von Käse- oder Fischgerichten eignet.

Ungewöhnlich, aber überaus spannend ist die jüngste Ikone von Duca di Salaparuta. Im Jahr 2007 konnten die Pinot-noir-Trauben für den Wein Nawàri an den Hängen des Ätna, auf 600 bis 800 Meter über Meer gelegen, erstmals geerntet werden. Dass der Nawàri im ausgewiesenen Pinot-Land Schweiz einen schweren Stand haben könnte, das weiss man nicht zuletzt bei der Importeurin Dettling & Marmot. «Natürlich verkauft sich ein reinrassiger Nero d’Avola wie der Duca Enrico leichter», sagt Wein Manager Matthew Bywater. Doch insbesondere auch für Pinot-Enthusiasten dürfte der Nawàri interessant sein. Damit dieser nicht zu opulent gerät, lässt Önologin Barbara Tamburini den Wein während der Maischegärung kühlen. Ausgebaut wird er während zwölf Monaten im Barriquefass. Das Resultat überzeugt: Der Nawàri ist ein sicherlich mächtiger, aber nichtsdestotrotz sehr zugänglicher Pinot noir, der dank seiner guten Tannine-Struktur und seiner harmonisch eingebundenen Säure viel Tiefe entwickelt. Er passt zu Rindfleisch oder gereiftem Käse, kann aber problemlos auch ganz ohne Begleitung getrunken werden.