Bar-Ikone sagt Ade

40 Jahre lang hat Peter Roth als Barchef in der Kronenhalle Bar illustren Gästen Cocktails geschüttelt oder gerührt und dabei die Entwicklung des Hauses sowie die internationale Barkultur geprägt. Ende dieses Jahres geht der Vollblut-Gastgeber in den Ruhestand. Wirklich?
Text: Mia Bavandi
Veröffentlicht: 13.12.2016
Peter Roth

«Wenn er jedoch in diesem Augenblick durch die Türe käme, wüsste ich genau, was zu tun wäre.» 

«Einerseits freue ich mich auf den neuen Lebensabschnitt, weil dieser viel mehr Zeit für meine Partnerin und mich zulassen wird», erklärt der scheidende Kronenhalle Barchef Peter Roth. Angesichts des nahenden Endes seiner aktiven Zeit als Bartender fügt er allerdings hinzu: «Natürlich ist es auch traurig, Abschied zu nehmen und so viel zurückzulassen». 

Eigentlich ist Roth gelernter Koch. «Ein kreativer, schöner Beruf», findet der gebürtige Aargauer. «Doch der Kontakt zu und der Austausch mit den Menschen hat mir immer gefehlt», beschreibt er sein damaliges Gefühl bei der Arbeit hinter den Kulissen. Und so verschlägt es den jungen Roth nach insgesamt zehn Wanderjahren im Hotel Zürich, dem Genfer Intercontinental sowie im Bar- und Servicebereich der Royal Viking im Jahre 1976 in die Kronenhalle Bar am Zürcher Bellevue. 

Er beginnt zu Lebzeiten von Gustav Zumsteg, Kunstliebhaber, Bonvivant und Gründer des mittlerweile 51 Jahre alten Traditionshauses, das sich gerade zu Beginn als Treffpunkt von Künstlern aus Malerei, Literatur oder Schauspiel etabliert hat. Als Bartender mixte Roth für Robert Rauschenberg, Marc Chagall oder Joan Miró, die sich gerne neben vielen anderen, nationalen wie internationalen Gästen in der von den Brüdern Giacometti designten Bar blicken liessen und sich mit ihren, der Familie Zumsteg vermachten Kunstwerken an den Wänden verewigten. Kein Wunder also, dass Roth sich an seinem Arbeitsplatz nicht nur wie «zuhause in einem zweiten Wohnzimmer, sondern wie in einem halben Museum» fühlt. Auch James-Bond-Darsteller Roger Moore stattete dem Szenetreff in der Rämistrasse einige wenige Male einen Besuch ab und liess sich von Roths liquiden Kreationen überraschen und überzeugen. Geschüttelt, nicht gerührt oder doch umgekehrt? Das verrät der Bartender, der bei der IBA-Weltmeisterschaft 1984 mit seinem Cocktail «Lady Killer» den Weltmeistertitel errungen hat, nicht. «Nur, dass es kein Dry Martini war», will der Hausherr preisgeben und ergänzt: «Wenn er jedoch in diesem Augenblick durch die Türe käme, wüsste ich genau, was zu tun wäre.» 

Dass Roth sein Handwerk beherrscht und sein Beruf ihm stets Spass bereitet hat, beweisen zahlreiche Branchen-Auszeichnungen. Bei den diesjährigen Swiss Bar Awards wurde der elffache Sieger der Schweizer Cocktail-Meisterschaften in allen Kategorien für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr wurde die Kronenhalle Bar unter seiner Ägide, aber in einer äusserst professionellen und kollegialen Teamarbeit, wie Roth wertschätzt, bei den Mixology Bar Awards 2016 zur besten Schweizer Bar gekürt. 

«Ich werde der Barkultur bestimmt weiterhin beratend zur Verfügung stehen», hat der nunmehrige Juror verschiedener Wettbewerbe, Sachbuch- und Gastautor angesichts diverser Anfragen zu Buchprojekten oder Consulting-Aufträgen vor. Festlegen will er sich aber noch nicht. 

Wenn zum Jahreswechsel der Vorhang für ihn fällt, übernimmt sein bisheriger Stellvertreter die Regie hinter dem Tresen. Christian Heiss arbeitet bereits seit zwölf Jahren an seiner Seite, ist in die Geheimnisse der Trinkstube eingeweiht, weiss die in Büchern notierten Spezialwünsche vieler Gäste zu orten und wird der Linie des Hauses mit seinem persönlichen, kreativen Schaffen treu bleiben. «Die Zusammenarbeit mit Christian und das seit gut zehn Jahren beständige Teamwork werden mir am meisten fehlen. Genauso die vielen, unterschiedlichen Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten», sagt der Vollblut-Gastgeber und blickt in die Zukunft. Denn der Kontakt und Umgang mit und ein «Gschpüri» für Menschen seien das Um und Auf im Bartender-Dasein. 



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