«Es geht eine neue Tür auf»

Mit der Eröffnung des Elle’n‘Belle legten Elif und Sibel Erisik 2014 einen Senkrechtstart hin. Der Erfolg des veganen Restaurants bleibt ungebrochen. Trotzdem wird es 2018 schliessen. Die Schwestern und ihr Projekt sind deshalb aber nicht Geschichte.
Text: Virginia Nolan – Fotos: z. V. g.
Veröffentlicht: 08.12.2017
Rock’n’Roll statt Körnchen-Picken: Elif und Sibel Erisik haben dem Veganismus eine Imagekorrektur verpasst.

«Wir stossen an unsere Grenzen. Deshalb kommt der Abschied zum richtigen Zeitpunkt.»

Mit ihrem auf Rock’n’Roll getrimmten Restaurant am Zürcher Limmatplatz haben die beiden Schwestern Elif und Sibel Erisik den Veganismus vom Körnchenpicker-Image befreit und auch dem hinterletzten Skeptiker schmackhaft gemacht. Selbst Burger, Kebab und Tatar schmecken im Elle'n'Belle so vollkommen, dass keiner das Fleisch vermisst, und Kritiker loben die innovative, von Street Food inspirierte Küche. Preise gabs unter anderem von Best of Swiss Gastro und an den Swiss Vegan Awards.

Dennoch findet die Erfolgsgeschichte nach vier Jahren ein unverhofft frühes Ende: Im Frühsommer 2018 werden die Erisik-Schwestern ihr beliebtes Lokal schliessen. Ausschlaggebend für diesen Entscheid seien die Verhandlungen mit der Vermieterin X-TRA Production sowie die Sanierungspläne für das unter Denkmalschutz stehende Limmathaus. «Unser Mietvertrag läuft im Juni 2018 aus», sagt Elif Erisik, «und die Vermieterin konnte uns keinen langfristigen Folgevertrag anbieten, da die für 2020 geplante Totalsanierung des Gebäudes immer konkretere Formen annimmt.» Für diesen Umstand, so Erisik, könne niemand etwas, «aber er verhindert, dass wir langfristige Pläne machen und grössere Investitionen tätigen können.»

Den Verkaufsschlager «Daddy Cool» gibts auch über die Gasse. Die Schwestern Erisik bereiten den veganen Döner nach dem Geheimrezept ihres Vaters zu.

Den Status quo für weitere zwei, drei Jahre aufrechtzuerhalten, wäre möglich gewesen, aber nicht wünschenswert, sagt Erisik. Die stetig wachsende Nachfrage führe zu Problemen mit der begrenzten Kücheninfrastruktur, die kleinen Lagerräumlichkeiten platzten aus allen Nähten, wiederkehrende Bauarbeiten und Alterserscheinungen des Gebäudes erschwerten den Betriebsalltag. «Wir stossen an unsere Grenzen», so Erisik. «Es ist ein unbefriedigender Zustand, der uns weder Zeit noch Raum lässt, uns kreativ weiterzuentwickeln. Darum kommt der Abschied für uns zum richtigen Zeitpunkt.»

Schwer falle er dennoch: «Es tut weh. Das Lokal ist unser Baby, unser zweites Zuhause, das wir mit viel Herzblut und Leidenschaft führen.» Zu Ende sei das Projekt Elle’n’Belle aber noch lange nicht, versichert die Unternehmerin: «Wo eine Tür zugeht, geht eine neue auf.» Die Resonanz auf die Restaurantschliessung sei immens gewesen und habe einige interessante Geschäftsangebote hervorgebracht. «Im Moment sammeln und prüfen wir alles», sagt Erisik. Für das Schwesternpaar kommt gemäss eigenen Angaben vieles infrage – vom Restaurant über den Hotelbetrieb bis hin zur Lancierung eigener Produkte im Food- oder Lifestyle-Bereich. «Vielleicht schreiben wir auch ein Kochbuch», sagt Erisik, «oder beraten Gastronomen in Sachen vegane Küche. Da gibts nämlich grossen Bedarf.» Fest stehe jedenfalls, dass der Stern Elle’n’Belle anderswo wieder aufgehen werde. Bleibt zu hoffen, dass er sich seine Strahlkraft bewahren kann.

Weitere Informationen zum Elle'n'Belle gibts hier.



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