Kulinarische Vision für Zürich

Das Schlachthof-Areal in der Stadt Zürich soll ab 2030 neu genutzt werden. FDP-Politiker Flurin Capaul erklärt, warum er sich für die Idee eines Food-Clusters starkmacht.
Interview: Simone Knittel – Foto: z. V. g.
Veröffentlicht: 10.02.2022

«Wir müssen anerkennen, wie zentral die kleinen und grösseren Akteure im Bereich Food und Gastronomie für die Stadt Zürich sind.»

Was sind die Hintergründe zur Neubenutzung des Schlachthof-Areals?
Flurin Capaul:
Das Areal zwischen Basler- und Hohlstrasse wurde 1909 als Schlachthof gebaut und wird bis heute als Schlachtbetrieb genutzt. 2029 laufen jedoch die Verträge zwischen den aktuellen Nutzern und der Eigentümerin des Areals, der Stadt Zürich, aus. Das grosse Areal mit den markanten, teilweise denkmalgeschützten Bauten an der Grenze zwischen Altstetten und Aussersihl birgt viel Potenzial. Die Stadt wird 2022 eine neue Strategie zur Nutzung des Areals erarbeiten. Sie führt dazu sogenannte «Echoräume» mit Anwohnerinnen, Anwohnern und Interessierten durch. Aber natürlich beziehen auch die Parteien Stellung.

Welche Vision haben Sie für das Areal?
Zürich hat sich in den letzten Jahren im Bereich Food einen Namen gemacht. Das ist innovativen jungen Start-ups und etablierten Gastronomen gleichermassen zu verdanken. Als Beispiel fallen mir hier Umami Microgreens, die La-Flor-Schokoladenmanufaktur oder Mikas Stadtjäger ein. Für mich wäre das Schlachthof-Areal – auch dank seiner Vergangenheit – der ideal Ort für Unternehmen und Gewerbe, die sich mit Energie und Elan für zukunftsträchtige Projekte im Zusammenhang mit Essen und Ernährung einsetzen. Viele von ihnen finden jetzt in der Stadt keinen Platz. Ein Beispiel: Planted, das Poulet-Ersatzprodukt aus Erbsenprotein, hat enormes Potenzial auf dem Weltmarkt. Das ETH-Start-up wanderte aus der Stadt Zürich ins Kemptthal aufs ehemalige Maggi-Areal ab. Nun, es braucht auch in der Stadt Zürich Platz für die Innovation, die Produktion und das Gewerbe rund um das Thema Lebensmittel.

Das Konzept nennen Sie Food-Cluster. Was bedeutet dieser Begriff?
Wenn mehrere Unternehmen unter demselben Dach angesiedelt sind und alle in derselben Branche arbeiten, ist das ein Cluster. Der Vorteil ist, dass die Unternehmen Synergien nutzen können. Im Bereich Food könnte das zum Beispiel die Logistik sein, die Produktionsinfrastruktur, ein Shop oder auch ein Besucherzentrum. Gerade für kleine Unternehmen ist die Logistik ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.

Und warum braucht die Stadt Zürich einen Food-Cluster?
Essen ist die schönste Nebensache der Welt! Sie verbindet die Menschen, mehr noch als Fussball. Es ist wichtig, dass wir anerkennen, wie zentral die lokalen kleinen und grösseren Akteure im Bereich Food und Gastronomie für die Stadt Zürich sind. Sie erfinden die Ernährung der Zukunft und lancieren wichtige Neuheiten mit grossem Potenzial. Und dieser Wirtschaftszweig braucht Platz: Viele Unternehmen finden in der Stadt keinen Raum. Das sind auch die Rückmeldungen zahlreicher kleiner und mittleren Zürcher Unternehmen im Bereich Food, die ich an einem Panel des Ernährungsforums Zürich 2021 gesammelt habe.

Welche Schritte folgen nun?
Ich bin noch nicht lange Gemeinderat, aber wurde von den vielen und positiven Rückmeldungen auf diese Idee doch überrascht. Das zeigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir haben für die Vision Food-Cluster bereits unser Postulat eingereicht. Als nächstes kommt es zur Diskussion im Gemeinderat. Dieser gibt dem Stadtrat anschliessend vor, in welche Richtung es gehen soll.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Ich wünsche mir mehr «kulinarische Kompetenz» im Parlament. Klassische Kunst und Kultur in allen Ehren – aber wir alle essen mindestens dreimal pro Tag! Und dies ist nicht nur der grösste Beitrag zu unserem Wohlergehen und Glück, sondern auch ein kultureller Grundpfeiler. 

Flurin Capaul setzt sich als FDP-Gemeinderat der Stadt Zürich für die Umnutzung des Schlachthof-Areals in der Stadt Zürich ein. Das Areal an der Grenze Altstetten-Aussersihl soll zum Food-Cluster werden und kleinen sowie mittleren Unternehmen im Bereich Gastronomie und Lebensmittel Platz bieten. Die neue Nutzung des Areals wird auf 2030 angesetzt. Capaul amtet seit 2021 als Gemeinderat für die FDP im Zürcher Kreis drei. Er ist zudem Mitglied im Quartierverein Wiedikon und sitzt im Vorstand von Impact Hub Zürich. Weitere Informationen zur städtischen Nutzungsstrategie des Schlachthof-Areals gibt es hier.



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