Was unsere Weine ausmacht

Pinot Noir ist die meistgetrunkene Weinsorte in der Schweiz. Doch Pinot Noir ist nicht gleich Pinot Noir. Das (und noch mehr) zeigen Benjamin Herzog und Dominik Vombach im Kurs «Schöner Saufen – Schweizer Wein», der unter anderem im Zürcher Bachsermärt stattfindet.
Text: Mia Bavandi – Foto: Jörg Wilczek
Veröffentlicht: 02.03.2017
Benjamin Herzog (links) und Dominik Vombach gehen in der Sobre-Mesa-Kursreihe «Schöner Saufen» auf die Besonderheiten des Schweizer Weins ein.

«Die Vielfalt des Schweizer Weins ist insbesondere an der Existenz vieler heimischer Sorten wie Petite Arvine zu erkennen.»

«Es gibt viele spannende Projekte rund um Wein, herausragende Winzer und ebensolche Weine. Diese zu finden und eine Schweizer Weinselektion zu treffen, ist nicht einfach, aber stellt eine grosse Herausforderung dar», erklärt Benjamin Herzog. Gemeinsam mit seinem Weinjournalisten- und Kursleiter-Kollegen Dominik Vombach machte er beim Degustations-Workshop «Schweizer Wein» anhand ausgewählter Güter die aromatische Bandbreite der Schweizer Weine klar. «Mit unserer Auswahl wollen wir vor allem zeigen, welches Vermögen in unseren Regionen steckt», so Herzog, denn bei allen grossen Weinen der Welt ginge es nicht bloss um Traubensorte oder Vinifizierung. Wein solle als Botschafter unserer Kultur, Lebensart und als Ausdruck seiner geografischen Herkunft verstanden werden. Der Rebensaft ist daher in Verbindung mit seiner Umgebung und seinem Terroir zu betrachten. «Die Schweiz hat dieses Potenzial», ist Herzog überzeugt.

Im neuen Sobre-Mesa-Kurs geben Herzog und Vombach Einblicke in das breite Spektrum des Weinlandes, das durch seine geologische Beschaffenheit und die viersprachige Struktur bereits vorgegeben ist und einzigartige, diverse Produkte hervorbringt. Ihnen zufolge werden in der Schweiz jährlich rund 85 Millionen Liter Wein produziert, der Pro-Kopf-Konsum liegt bei durchschnittlich 35 Litern. Vorherrschende und die von den Eidgenossen am meisten getrunkene Sorte ist der Pinot Noir oder Blauburgunder, der unterschiedlicher nicht schmecken kann, wenn er in verschiedenen Kantonen nach unterschiedlichen Konzepten bewirtschaftet wird: Während ein Fläscher Pinot Noir Barrique 2014 von Hansruedi Adank aus Graubünden vollmundig und nach ausgeprägtem Röstaroma schmeckt, erscheint der Pinot Noir 2012 aus dem Maison Carré in Auvernier, Neuenburg, fein, elegant und zurückhaltend. «Beide aber bringen die Vorzüge ihrer Region zum Ausdruck», erklärt Herzog.

Den Winzer Markus Ruch beispielsweise hat es erst nach einer Bankenkarriere in die Weinwirtschaft verschlagen. Seine Weingärten stehen auf dem kalkhaltigen Terroir in Hallau bei Schaffhausen. Daher und vor allem wegen der diametral unterschiedlichen Weinbereitungsmethoden mundet sein Müller-Thurgau oder sein Riesling-Sylvaner Klettgau Amphore 2014, der in einer Amphore vergoren und mittels Maischegärung hergestellt wird, anders als Georg Fromms technischer, moderner Riesling-Sylvaner 2015 aus Malans in Graubünden. Auf ihren Streifzügen durch das Schweizer Weinland entdeckten die Fachmänner auch Oliver Pittet aus Fully im Wallis, der sich unter anderem der raren Weintraube Petite Arvine widmet und die der Traube eigene, prägnante Salzigkeit im Endprodukt erkennen lässt. «Die Vielfalt des Schweizer Weins ist insbesondere an der Existenz vieler heimischer Sorten wie Petite Arvine zu erkennen», erklärt Herzog.

Die wichtigste Arbeit der Winzer beginnt jedoch in den Weinbergen. «Es hängt viel davon ab, wo und wie die Winzer eine Rebe setzen, wie sie den Rebschnitt in Folge vornehmen, die Pflanze kultivieren. Natürlich spielen auch äussere Faktoren wie das Klima eine Rolle», sagt Herzog. Und es bedarf Ausdauer, denn erst nach zirka drei Jahren kann tatsächlich Wein fliessen. «Die grössten Weine der Welt entstehen über Generationen», sagt Herzog.

«Schweizer Wein» ist die neuste Folge der Kursreihe «Schöner Saufen», bisher gab es Abende mit Titeln wie «Kurzlehrgang Wein», «Schaumwein» oder auch «Naturwein». In Zürich werden die Kurse von Sobre Mesa veranstaltet, in anderen Städten von den Kursgründern Herzog & Vombach selbst.

«Ich erlebe immer wieder, dass Konsumenten die wunderbare Welt der Schweizer Weine nicht kennen», nennt Laura Schälchli den Grund für die Initiierung des neuen Kurses «Schweizer Wein» im Bachsermärt an der Kalkbreite in Zürich. Schälchli, die 2015 «Sobre Mesa – Begegnungen rund um Esskultur» gegründet hat, geht es vor allem darum, Kenntnisse um den heimischen Wein und seine Besonderheiten in lockerer und gemütlicher Atmosphäre vermittelt zu wissen. Zudem will die Gastronomin mit den Veranstaltungen das Thema Wein auch einem jüngeren Publikum zugänglich machen und zeigen, dass «der bewusste Genuss in der Weinwelt sehr schön und unterhaltsam ist», so die studierte Gastro-Wissenschafterin. Ihr ist es wichtig, mit dieser Veranstaltung einen Blick auf das tatsächliche Leben in der Weinkultur zuzulassen. «Ich will vermitteln, dass Wein ein landwirtschaftliches Naturprodukt darstellt und nichts mit Anzug und Krawatte, wie die Wein-Welt medial oft transportiert wird, zu tun hat», sagt Schälchli, denn hinter jedem dieser Rebensäfte stecke viel Geschichte, Leidenschaft und harte Arbeit bei Wind und Wetter.



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