Davon berichtet auch Meier von den 25hours Hotels: Pandemiebedingt, sagt er, seien in der Branche zu viele Leute zu schnell befördert worden. «Es brauchte Chefs, während auf dem Markt gleichzeitig die Leute fehlten.» Auch er habe notgedrungen Mitarbeitende aus den Teams befördert – und damit nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Die Führungsverantwortung werde dabei oft unterschätzt, sagt Meier: «Titel, Lohn und Visitenkarte machen noch keinen Manager: Da kommen viele Aufgaben auf einen zu, und man muss bereit sein, die Verantwortung zu übernehmen.»
Schwieriger Rollenwechsel
In der Frage, ob sich eine frei werdende Führungsposition besser intern oder extern besetzen lässt, scheiden sich die Geister. Es gibt Argumente für beide Wege. Ospena-CEO Reimann etwa differenziert: «Wir befördern so viele Mitarbeitende wie möglich intern. Im Kaderbereich achten wir allerdings darauf, dass sie eine hierarchisch höhere Stelle in einem anderen Betrieb antreten, um Interessenskonflikte im Team zu vermeiden, die zu Spannungen führen können.» Dabei profitiert die Gastronomiekette von ihren verschiedenen Filialen. Gleiches gilt bei den Bindella Unternehmungen, wobei sich Müller strikter positioniert: «Wir befördern konsequent niemanden innerhalb eines Teams», sagt er. «Denn da wird aus einem kollegialen plötzlich ein Vorgesetztenverhältnis, was für alle Beteiligten schwierig ist.»
Die HR-Verantwortliche Tanasic vom The Living Circle tendiert in dieser Frage in die andere Richtung: «Bei uns wird eine Stelle nach Möglichkeit intern besetzt.» Das habe den Vorteil, dass die Person die Betriebskultur, die Prozesse und Menschen schon kenne. «Ausserdem möchten wir unseren Mitarbeitenden Karrieremöglichkeiten bieten.» Bei internen Beförderungen, sagt Tanasic, gelte es allerdings Folgendes zu beachten: «Man geht davon aus, dass die Person die Abläufe kennt, und vergisst, dass die Aufgabe trotzdem neu ist und es eine sorgfältige Übergabe braucht.»
Begleitung ist Pflicht
Für Gass, der im Nomad Hotel zwischen 80 und 90 Prozent der Führungspositionen, die frei werden, intern besetzt, ist genau das ein zentrales Element für eine erfolgreiche Beförderung. «Meistens gibt es zum Glück eine Übergangszeit, die wir nutzen können, um eine Nachfolge in die neue Position einzuführen», sagt er. «Oder jemand von der nächsthöheren Stufe ist für die Unterstützung zuständig.» Auch in den 25hours Hotels wird zwingend begleitet, wer intern aufsteigt. «Dafür braucht es einen klaren Plan, in dem festgelegt ist, wo man steht und wo man hin will», so Meier.
Apropos: Für Müller, der die Gastronomie seit Jahrzehnten als Führungsperson beobachtet, wissen fähige Köpfe ganz genau, wohin sie wollen. «Auf Führungsebene sollte man die Besten um sich scharen, dabei aber bedenken, dass diese auch nur für die Besten arbeiten.» Weil es in der Gastronomie mitunter möglich sei, sehr schnell in hohe Positionen zu gelangen, sässen in diesen zum Teil auch Leute, die Angst davor hätten, übertrumpft zu werden – und deshalb lieber nicht mehr die Besten einstellen. «Das ist schade», sagt Müller. «Denn gerade die jungen Kaderleute, die jetzt auf den Markt kommen, sind extrem gut ausgebildet – und haben richtig Lust, etwas zu reissen.»