04.11.2025

«Ich bin ein Sammlertyp»

Interview: Tobias Hüberli – Fotos: z. V. g.
Seit über 40 Jahren kämpft H.-Ueli Gubser für den Erhalt der Grand und Palace Hotels. Rückblickend sagt der 80-Jährige: «Es hat geklappt.»
H.-Ueli Gubser, CEO der Hotelgruppe Club Grand Hôtel & Palace
PHOTO HUG Für ZEITUNG Etc. 1
Kofferkleber 2017 09 30 001 1

Was macht für Sie den Reiz eines Grand oder Palace Hotels aus?
H.-Ueli Gubser:
Es sind ja meistens grosszügige Häuser in einer grossen Parkanlage. Wichtig sind unterschiedliche, aber immer luxuriöse Zimmer. Und für mich als Griechisch-Lehrer ist eine Lobby mit griechischen Säulen natürlich ein Highlight.

Welche drei Hotels würden Sie jemandem empfehlen, der sich mit der Materie nicht auskennt?
Das Beau Rivage Palace in Lausanne Ouchy, das Palace Hotel in Montreux und das Grand Hotel Heiligendamm. 

Wieso haben Sie den Club Hôtel & Palace 1984 überhaupt gegründet?
Ich bin jemand, der immer versucht, gute, aber seltene Sachen zu erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Grand und Palace Hotels ein Imageproblem. Es hiess, sie seien voll mit Plüsch, nicht kinderfreundlich und überdies zu teuer. Viele Hotels liessen den Namenszusatz fallen. Diesem Trend wollten wir entgegenwirken. 

Was war Ihr erstes Projekt?
Ich war Aktionär beim Hotel Griessbach, das damals dank einer Aktion des Umweltschützers Franz Weber gerettet werden konnte. So wie Cato im römischen Senat jeweils am Ende jeder Sitzung zu sagen pflegte: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss. Sagte ich an jeder Generalversammlung: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Hotel Griessbach wieder Grandhotel genannt werden müsse. Nach einigen Jahren lenkte Weber ein. 

Wie steht es heute um die Grand und Palace Hotels?
Irgendwann kam die Nostalgie-Welle. Die Menschen hatten die normierten Hotelzimmer satt und fanden heraus, dass Grand und Palace Hotels ein exklusives Ambiente besitzen. Das hat zu einem Aufschwung geführt. Nicht wenige Hoteliers haben den Zusatz im Namen wieder eingeführt. Das wäre vor 25 Jahren undenkbar gewesen. Es freut mich auch sehr, dass sogar neue Betriebe entstanden sind, etwa das Grand Hotel Park in Gstaad. 

Beau Rivage Palace Lausanne 5
MONTREUX PALACE IV
Beau Rivage Palace Lausanne 3

Was braucht ein Hotel eigentlich, um sich Grand oder Palace zu nennen?
Nichts. Es gibt keine Vorgaben. Theoretisch kann sich auch ein Ein-Stern-Hotel mit neun Betten Grand Hotel nennen. Aber das ist natürlich nicht die Idee. Ab drei Sternen geht es los. Die meisten Betriebe sind im Vier-Sterne-Segment. Aber auch die Spitzenkategorie ist vertreten, etwa mit dem Grand Hotel Les Trois Rois in Basel oder dem The Dolder Grand in Zürich. 

Auf Ihrer Webseite führen Sie 100 Mitgliederhotels in der Schweiz
sowie 25 aus dem Ausland. Von was profitieren diese?
Wir sind vor allem ein Archiv, besitzen rund 50 000 Dokumente, von existierenden und verschwundenen Grand und Palace Hotels. Das sind Prospekte, Kofferkleber, Bücher, Poster und Ansichtskarten. Alle Mitglieder haben auf diesen Schatz Zugriff.

Was ist Ihr persönlicher Antrieb?
Mir ist der Erhalt von historischen wertvollen Dingen ein Anliegen. Ich habe auch zwei Oldtimer-Autos zuhause und sammle Briefmarken. Ich bin ein Sammlertyp. Mich faszinieren Dinge, die nicht selbstverständlich sind. Aber für die es sich lohnt zu kämpfen. Bei den Grand und Palace Hotels hat das geklappt.

H.-Ueli Gubser (80) vom Freien Gymnasium Basel ist der älteste Griechisch- und Lateinlehrer der Stadt Basel. Seit 41 Jahren präsidiert er zudem Die Hotelgruppe Grand Hôtel & Palace.

clubgrandhotelpalace.ch