Angezapft

Fest und flüssig

Bier ist ein brillanter Allrounder. Das mir liebste Genussmittel begeistert und begleitet mich in vielfältigen Formen. Natürlich hatte ich meine erste Begegnung in flüssiger Form. Die bittere Note im Antrunk war unbekannt und spannend. Nachdem sich meine Geschmacksknospen genügend mit Lagerbier vergnügt hatten, war die Zeit für neue Bierstile reif. Das Aufkommen von Kleinbrauereien mit ungewohnten, neuen Stilen kam für mich gerade rechtzeitig.

Bis ich Bier in einer anderen Gestalt kennen lernte, vergingen einige Jahre. Zugegeben, ich experimentierte selber immer mal wieder in der Küche: einen Schluck Bier für Carole, einen Schluck für die Spätzlipfanne. Was mir mundet, sollte doch auch mein Essen verzücken. Leider verflüchtigten sich die Kohlensäure, die feinen Aromen und der Alkohol rasch. Übrig blieb in meinem Znacht die bittere Note.

Ich kam dann doch noch in den Genuss von Bier in essbarer Form. Eine Freundin servierte zu ihrem Geburtstag einen Schoggikuchen mit Guinness-Bier. Welcher Genuss! Dieser Kuchen ist herrlich schwarz, wie eben das Stout. Dazu ist er ausgewogen feucht mit einem langanhaltenden, eisenhaltigen Geschmack.

Wer sich gerne mit weniger Aufwand an die Backzutat Bier wagen will, dem empfehle ich Bierbrot. Das Rezept ist simpel: 80 Gramm gehackte Nüsse nach Wahl, 500 Gramm Mehl, ein Päckli Backpulver, je zwei Teelöffel Zucker und Salz sowie fünf Deziliter Bier nach Gusto. Alle Zutaten mischen, in eine Cakeform füllen und 50 Minuten bei 200 Grad backen. Das Brot ist locker und hat eine herbe Note. Zudem weht eine angenehme Fahne durch die Küche.

Dass sich die einzelnen Bier-Rohstoffe wie Malz, Hopfen oder Hefe zum Kochen eignen, entdecken immer mehr Köche. Wie gut das passt, erfuhr ich auch an einem Galadiner auf Einladung einer grossen internationalen Bierfirma. Ich genoss das Gerstenrisotto und die Holunder-Bier-Ganache sehr und hoffe, dass diese Zutaten den Weg in die Schweizer Gastronomie noch stärker finden. Malz zum Knabbern gibt es in Bierbars hierzulande ja bereits. In ungewohnt heisser Form wiederum traf ich auf Hopfen im Tee: Dieser wirkt beruhigend und sich positiv auf den Schlaf aus. Es muss also nicht immer Baldrian sein.

Nach einem erholsamen Schlaf starte ich mit Bier in den Tag. Und zwar unter der Dusche. Das Bier ist nicht für meinen Gaumen bestimmt, sondern für meine Haare. Bereits früher wuschen sich die Menschen die Haare ab und zu mit Bier. Denn das war ein Garant für mehr Glanz und Volumen. Klar, dass auch ich seit dieser Entdeckung nur noch Biershampoo an meinen Schopf heranlasse.

Gerstensaft, du bist wahrlich ein vielfältiger Begleiter!

Carole Gröflin

Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung der Biervielfalt
Ausgabe: Salz & Pfeffer 5/2021 / Datum: 12.10.2021


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