Gute Biere nicht warten lassen
Ja, ich bin verwöhnt und geniesse mein Leben. Meiner vielen Privilegien wurde ich mir diesen Sommer auf Reisen erneut bewusst. Nicht nur dass ich fremde und bekannte Länder näher erforschen konnte, erquickt meine Seele. Als Genussmensch frohlocke ich insbesondere über den Fakt, dass überall, wo ich hingehe, schon ein feines Bier auf mich wartet. Meine Lust auf ein mir unbekanntes, möglichst lokales Bier ist dank technischem Fortschritt zuverlässig gestillt.
Vorfreude ist die schönste Freude, und so ist der Ablauf immer gleich: Ich recherchiere im Vornherein, welche vielversprechenden Stätten mit reichlich Bierauswahl es an meiner Destination gibt. Je nach Ziel existieren bereits zuhauf Blogeinträge zu Biercafés. Findet der Trip spontan statt und muss es schnell gehen, sind die Worte Craft Beer rasch im Online-Kartendienst eingetippt. Je nachdem spuckt dieser gleich einige interessante Etablissements aus. Falls nicht, helfe ich mit dem Suchbegriff Taproom nach. So stiess ich schon auf Bars mit raffinierten Namen wie The Pursuit of Hoppiness, Beerlovers Bar oder Bar de Soif. Die Lokale sind meist ein Idyll, in dem ich den Vibe einer Stadt schnell aufsaugen kann. Gleichgesinnte treffen sich zum Feierabendbier, um zu reden oder zu schweigen. Ich mag die Behaglichkeit dieser Orte. Sie verströmen eine wohlige Wärme: Hier bin ich in meiner Bubble zu Hause, hier werde ich verstanden.
Nicht dass ich mich regelmässig zu fremden Menschen an den Tisch setzen und mit dem Fachsimpeln loslegen würde. Die Magie, die diese Orte für mich verströmen, geniesse ich im Stillen und erfreue mich daran, dass ich immer wieder auf diese Inseln treffen und neue Biere kennenlernen darf.
Während ich diese Zeilen schreibe, steht ein unverschämt gutes IPA einer albanischen Kleinstbrauerei vor mir auf dem Tisch. Die Bar trägt den schlichten Namen Hops und befindet sich in Tirana. Der Ort ist schnörkellos, auf einem TV-Bildschirm läuft Fussball. Das Beer Menu umfasst zwei A4-Seiten, es wird Pub Food wie Mozzarella-Sticks, gebackener Feta und Focaccia gereicht. So simpel kann Genuss für mich sein.
Ich freue mich künftig auf viele exquisite Biere mehr in einem ähnlichen Setting. Und ich kann es kaum erwarten, dass sich die Bier-Menüs in Schweizer Bars und Restaurants endlich füllen. Denn die Nachfrage ist da, die globalen Genussmenschen freuen sich auf ein vielfältigeS Angebot in der Gastronomie. Ich meinerseits verspreche, dass ich die Situation weiterhin aufmerksam beobachten und neu ins Sortiment aufgenommene Biere dereinst nicht lange auf mich warten lassen werde.