Ekel ist Kopfsache
So manche ekeln sich vor dem Essen. Kinder vor Spinat, Veganer vor Fleisch, Grillmeister vor Gemüse, nicht wenige Europäer vor Insekten, viele Asiaten vor Käse. Ekel hat, so scheints, sehr viel mit Alter, Erfahrung, Esskultur, der Sozialisierung in der jeweiligen Nische oder generell mit der gerade angesagten Lebenseinstellung zu tun. So verwundert es nicht, wenn sich ganze Forschungszweige mit der Psychologie der sogenannten Consumer Acceptance beschäftigen, besonders wenn es um Themen wie Novel-Food, Nahrung der Zukunft und dergleichen geht.
Gerade der Ekel vor Insekten ist in unserer Esskultur weit verbreitet. Im Gegensatz zu unseren Ahnen vor einer Million Jahren käme heute niemand auf die Idee, sich an Spinnen, Maden und Insekten zu laben, obwohl deren Qualität an Protein und Fettsäuren jener aus Pflanzen haushoch überlegen ist. Werden Proteine mit industriellen Verfahren extrahiert und in Pasta, Burgern oder Bolognese-Sauce versteckt, nimmt die Akzeptanz zu, selbst wenn auf den Verpackungen Insekten abgebildet sind. Erkennt der Mensch mit dem Auge nicht, was er isst, scheint die Herkunft egal zu sein. Hauptsache, es schmeckt und ist gut gewürzt. Logisch ist dies nicht, denn die als High-End-Food geltenden Garnelen sehen nicht wesentlich besser aus als gefriergetrocknete Heuschrecken.
Bei Out-of-date-Food war das nicht anders. Vor Jahren wurde im Rahmen eines Menüs in einem Sterne-Restaurant, dessen gewichtiger Küchenchef die klassische Küche pflegte, eine Hasenterrine mit Stopfleberkern serviert. Dieser feine Kern wurde von einer Tischgesellin als ausgezeichnet gelobt, obwohl sie zuvor anmerkte, sie würde sich vor Stopfleber aus ethischen Gründen ekeln. Die Dame konnte offensichtlich die Herkunft des schmelzenden Kerns nicht einordnen.