Anschnitt

Hybride Foodkreuzungen

Thomas Vilgis

Vor Kurzem fragte mich eine Journalistin am Telefon, ob ich etwas zu Hybridfood und Foodpairing sagen könne. Klar. Ich legte los und erzählte von innovativen und nachhaltigen Krea- tionen, die tierische und pflanzliche Komponenten vereinigen. Die seien weder vegan noch vegetarisch, aber überaus sinnvoll, meinte ich, denn selbst über einen geringen Anteil an tierischen Komponenten in sogenannten Meathybrids sei man endlich den leidig faden Geschmack der meisten Ersatzprodukte los. Der Fleischanteil in einer Tomaten-Oliven-Nusswurst verbessere nicht nur Aroma, Textur, Fett- und Wasserbindung, sondern hebe auch den Umamigeschmack auf ein akzeptables Niveau. Unlängst lancierte Migros die Eigenmarke The Mix und brachte hybride Würste, Burger, Nuggets und Gehacktes in die Märkte. Weniger Fleisch, dafür eingearbeitete passende Gemüse und Pflanzenproteine – auch aus wissenschaftlicher Sicht ein richtiger Schritt.

Das sei ja alles super interessant, unterbrach die Journalistin meinen Monolog, aber das meine sie gar nicht. Auf mein Stutzen folgte ein Food Rap im Stakkato: Sie denke an Pizza Dog, Cragel, Cronut, Bruffin, Duffin, Sushirrito, Chocokebab. Ich verkniff mir ein derbes «Hä?», bat dafür höflich um Aufklärung. Nun, sagte die Journalistin, der Cronut sei ein Gipfeli mit Loch, der Cragel ein Zwitter aus Croissant und Bagel und der Pizza Dog, eine Kreation der Kette Pizza Hut, eine Kombi aus Pizza und Hot Dog. Es gebe weitere Beispiele, warf sie ein. Doch ich musste so stark husten, als bliebe mir ein Gurkenbagel in der Gurgel stecken, und legte auf.

Ein kurzes Googeln brachte Licht in mein Dunkel: vornehmlich Wortkreuzungen, flüchtiger als Aromastoffe, unnütz wie ein Kropf. Wie? Was? Kropf? Okay, ich backe dann gleich mal einen Krautzopf.

Thomas Vilgis

Physiker am Max-Planck-Institut für Polymerforschung
Ausgabe: Salz & Pfeffer 6/2022 / Datum: 15.11.2022