«Immer mehr industrielle Hersteller steigen ins Geschäft mit der veganen Glace ein.»
Der Trend zur pflanzenbasierten Ernährung, so sagen Konsumentenforscher, werde uns auch in Zukunft stark beschäftigen. Die Nahrungsmittelindustrie investiert Millionen in pflanzliche Proteinquellen, auf eine Innovation folgt die nächste. So führt mittlerweile jeder Supermarkt Fleischersatzprodukte und vegane Pendants zu Milch oder Joghurt. Wer hingegen eine tierproduktfreie Glace schlecken will, sieht sich mit einer vergleichsweise bescheidenen Auswahl konfrontiert. «Noch», sagt der Basler Glaceproduzent Christian Burget. «Im Detailhandel zieht der Trend an, in der Gastronomie ist er hingegen noch kaum spürbar.» Burget ist Geschäftsführer von Dream of Ice, beliefert Detaillisten und Gastronomen und bietet seit sechs Jahren auch veganes Eis an. «Dafür», sagt Burget, «mussten wir unser Handwerk überdenken.»
Milchprodukte spielen in der traditionellen Glaceherstellung eine wichtige Rolle: als Basisrohstoff, Geschmacksträger und Garant für eine cremige Konsistenz. «Bei veganen Rezepturen liegt die Herausforderung darin, auf pflanzlicher Basis ein ähnliches Resultat hinzukriegen», sagt Burget. Als Grundlage für seine vegane «Rahmglace» nutzt Burget Reismilch. Diese sei lieblich im Geschmack und günstiger als andere Pflanzendrinks. Ihren geringen Fett- und Proteingehalt kompensiert Burget mit einer Cashewcrème. Für vegane Sorbets verwendet er Erbsenprotein als Stabilisator – statt Milchprotein, wie es viele Sorbets traditionell enthalten.
Die erste vegane Glacemanufaktur der Schweiz war The Green Fairy in Zürich. Bereits 2012 lancierte Gründerin Sonja Dänzer eine Glacekollektion auf der Grundlage von Sojarahm. «Eine dankbare Basis», sagt Dänzer, «wir konnten uns damit fast eins zu eins an herkömmliche Glacerezepturen halten.» Komplizierter als die Herstellung erwies sich der Einkauf: «In ganz Europa fanden wir nicht einen Produzenten, der Bio-zertifizierten Sojarahm in grossen Gebinden anbietet. Wir mussten am Anfang auf 250-Milliliter-Packungen zurückgreifen – ein ökologischer Blödsinn.» Um Verpackungsabfall zu sparen, stellte The Green Fairy auf Seidentofu um, später brachte die Manufaktur eine weitere Glacelinie auf Reismilchbasis auf den Markt. Seidentofu, sagt Dänzer, bleibe jedoch ihr Favorit: «Er hat einen hohen Proteingehalt und diese unvergleichbar cremige, fluffige Konsistenz – ein Alleskönner in der Dessertküche.» Das Pendant aus Bio-Reismilch-Konzentrat resultiere in einer dichteren, aber weniger luftigen Glace. «Die Reismilchalternative haben wir eingeführt, weil Soja ein Allergen ist und sich Vorbehalte gegenüber dem Rohstoff hartnäckig halten», sagt Dänzer. «Dabei verwenden wir Bio-Soja aus Europa. Regenwald wird für die Fleischproduktion gefällt, sicher nicht für unsere Glace.»
Ihre Eiscrème sei eine Rahmglace-Alternative, kein Imitat, stellt Dänzer klar: «Es schmeckt nicht genau gleich und fühlt sich auch anders an. Der Reiz der veganen Küche liegt ja gerade darin, dass sie uns neue Horizonte im Hinblick auf Aromen und Konsistenzen eröffnet.» Bei subtilen Geschmacksrichtungen wie Vanille schmecke der Gaumen durchaus die Basis der Glace heraus – das gelte aber auch für Rahm. «Bloss sind unsere Geschmacksknospen seit Kindertagen an Rahm gewohnt, was ihn neutral erscheinen lässt», sagt Dänzer. «Wer aber lange keinen gegessen hat und dann probiert, registriert seinen starken Eigengeschmack.» The Green Fairy beliefert vor allem Bio-Läden. «Die Becher verkaufen sich gut», sagt Dänzer, «das Mehrliterbidon für Gastronomen läuft dagegen überhaupt nicht.»