«Insgesamt wird die dritte Säule, also das private Sparen, in Zukunft sicher wichtiger werden.»
Die berufliche Vorsorge in der Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte: Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen von jedem Lohn einen Prozentsatz zu gleichen Teilen auf das Pensionskassenkonto des Arbeitnehmers ein. Das dort angesammelte Geld wird jährlich verzinst und beim Erreichen des Pensionsalters entweder am Stück oder zu einem festgelegten Schlüssel (Umwandlungssatz, siehe Glossar) in Form einer monatlichen Rente ausbezahlt. So weit die Theorie.
«Eigentlich harzt das System seit den Nullerjahren», sagt Cécile Richards, Geschäftsführerin der Personalvorsorge-Stiftungen der SV Group. Grund dafür sind die historisch tiefen Zinsen. Früher zahlten die Banken auf Einlagen noch fünf Prozent, heute liegt der Zins im Negativen, will heissen, die Pensionskassen als grösste institutionelle Anleger der Schweiz zahlen für ihre Guthaben bei den Banken sogar drauf.
Als «geradezu absurd» bezeichnet Michael Bolt, Direktor von Hotela, der Vorsorgeeinrichtung von Hotelleriesuisse, die aktuelle Situation. Mit Negativzinsen würden die Notenbanken den Kapitalismus abschaffen. «Wir haben uns tatsächlich überlegt, ob es für uns nicht billiger kommt, wenn wir die Liquiditäten der Kasse physisch in Form von Tausendernoten in einen Safe legen.»