Die einst verpönten Getreidebrände mauserten sich in Gestalt von teuren Whiskys zu Statussymbolen mit Sammlerwert.
«Eine grosse Persönlichkeit machte einst aus Wasser Wein. Man nannte dies ein Wunder. Sie, meine Damen und Herren, machen aus Weingeist Cash. Für mich als Finanzminister ist das einfach nur wunderbar.» Als Hans-Rudolf Merz in seinem letzten Bundesratsjahr 2010 eine Rede vor den im Stade de Suisse versammelten Mitarbeitern der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV) hielt und für die zuverlässigen Zustüpfe in die Bundeskasse dankte, zeichnete sich die Auflösung der EAV bereits ab. Nun, sechs Jahre später, ist sie eine vom Parlament in der Herbstsession 2016 beschlossene Sache.
Ein Ende mit Ankündigung: Erste Auflösungserscheinungen gab es bereits in den Achtzigern, als man damit begann, EAV-Aufgaben an die zentrale Bundesverwaltung abzutreten. Zuletzt beschränkte sich die Zuständigkeit der abgespeckten EAV darauf, Steuern zu erheben und Märkte zu beaufsichtigen. Die fortschreitende Globalisierung und der rückläufige Schnapskonsum schränkten ihre Handlungsmöglichkeiten zunehmend ein und drohten so, dem einstigen Bürokratiemonster auch noch die letzten Zähne zu ziehen.
Ende 2018 wird die älteste Bundesanstalt Geschichte sein, das Hauptquartier an der Berner Länggasse steht für 35 Millionen Franken zum Verkauf. Die Mehrheit der noch rund 100 EAV-Mitarbeiter soll in der neugeschaffenen Abteilung «Alkohol und Tabak» des Zolls unterkommen. So wenig diese Entwicklung überrascht, historisch ist sie allemal: Seit der EAV-Gründung 1887 inmitten der Schnapspest hat die Schweizer Alkoholpolitik nicht nur das Stimmvolk bewegt – 19 Abstimmungen (!) –, sondern auch ganze Wirtschaftszweige wie die Landwirtschaft oder die Gastronomie umgepflügt.