Hotelseifen retten Leben

Sapo Cycle rezykliert Seifenreste aus Hotels und schickt sie in Krisengebiete, in denen Hygieneprodukte Mangelware sind. Auch hierzulande tut die Stiftung Gutes.
Text: Virginia Nolan – Fotos: z. V. g.
Veröffentlicht: 19.11.2019
In der Schweiz arbeiten mittlerweile rund 110 Hotels mit Sapo Cycle zusammen, ebenso viele kommen in Frankreich dazu.

«Jährlich sterben mehr als 1,5 Millionen Kleinkinder an Krankheiten, die durch Händewaschen hätten verhindert werden können. Seife kann Leben retten.»

Sie gehören zur Standardausstattung in vielen Hotels, und 150 Tonnen landen davon jährlich im Müll: Die Rede ist von den kleinen, einzeln verpackten Festseifen, die der Gast im Zimmer vorfindet. Kaum jemand braucht sie vollständig auf, und so wandert der Hygieneartikel oder eben ein Grossteil davon in den Abfall. Upcycling im besten Sinne betreibt damit die Stiftung Sapo Cycle: Sie verarbeitet die Reste zu neuen Seifen und schickt sie an Menschen in Not – hierzulande und vor allem in Krisengebieten, um dort die Hygienesituation zu verbessern. International gibt es ein paar ähnliche Programme, etwa Soap for Hope in Asien oder Clean the World aus den USA, die älteste Initiative dieser Art. Mit der Gründung der Stiftung Sapo Cycle im Jahr 2014 war Dorothée Schiesser die Erste, die eine solche Idee in der Schweiz umsetzte. Die ehemalige Journalistin hatte mit ihrer Familie viele Jahre im Ausland gelebt, darunter in Kamerun, einer beruflichen Station ihres Mannes, der Hotelier ist. «Im Hotelgeschäft ist Abfall und Wiederverwertung ein grosses Thema», so Schiesser. «Mich tangierte es irgendwann persönlich, weil wir an Orten lebten, an denen sichtbar wird, welche verheerenden Folgen mangelnde Hygiene mit sich bringt. Jährlich sterben weltweit mehr als 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch Händewaschen hätten verhindert werden können. Seife kann Leben retten.»

Die ehemalige Journalistin Dorothée Schiesser gründete Sapo Cycle 2014. Vier Jahre später kam ein Ableger der Stiftung in Frankreich hinzu.

In der Schweiz arbeiten mittlerweile rund 110 Hotels mit Sapo Cycle zusammen, ebenso viele kommen in Frankreich dazu. Jeweils nach Abreise der Gäste sammelt das Reinigungspersonal die Seifenreste ein und deponiert sie in einem Behälter, den die Stiftung zur Verfügung stellt. Das Speditionsunternehmen Planzer, Partner von Sapo Cycle, sammelt die Boxen anschliessend auf ohnehin disponierten Fahrten ein und bringt sie zur Stiftung Wohnwerk nach Basel, die Menschen mit einer Beeinträchtigung einen geschützten Arbeitsplatz bietet. Dort werden die Seifenreste aus den Hotels sortiert, gereinigt, gemahlen und zu neuen Seifen geschmolzen. «Durch die Erhitzung werden Bakterien und Keime sicher entfernt», sagt Schiesser, «unsere Seifen sind zu 100 Prozent sauber.» Vier Tonnen Seifenreste aus Schweizer Hotels hat die Stiftung im Jahr 2018 wiederverwertet. Im Basler Wohnheim hat Schiesser auf diese Weise sechs Arbeitsstellen geschaffen. Im vergangenen Jahr gründete sie ausserdem einen Ableger ihrer Stiftung in Frankreich. Seither hat Sapo Cycle einen Standort in Mulhouse und verpflichtet dort wiederum eine gemeinnützige Einrichtung mit der Seifenherstellung. «Die neuen Seifen versenden wir an verschiedene Hilfswerke. So verteilt der Verein Tischlein Deck Dich sie zum Beispiel an Bedürftige in der Schweiz», sagt Schiesser. «Wir arbeiten aber auch mit Flüchtlingscamps und Krankenhäusern weltweit zusammen. Wichtig ist uns, das Bewusstsein für Hygiene zu schärfen. Darum suchen wir bewusst Projekte aus, die Menschen dafür sensibilisieren.»

Für Hotels war der Service von Sapo Cycle bisher kostenlos. Neuerdings zahlt eine kleine Mitgliedschaftsgebühr, wer vom Service profitieren und gleichzeitig Gutes tun will. Für kleinere und mittelgrosse Hotels beträgt sie 165 Franken pro Jahr, Betriebe mit über 100 Zimmern zahlen 384 Franken. Im Preis inbegriffen ist ausser dem Recyclingbehälter auch ein Marketingpaket mit Flyern und Aufklärungsmaterial für die Gäste. Mittlerweile hat Schiesser auch Anfragen von deutschen Hotels, eine dortige Dependance der Stiftung ist aber noch nicht in Planung. Schiesser hofft, dass sich dereinst auch eine Möglichkeit bietet, Reste von Flüssigseifen und Shampoos wiederzuverwerten. «Bisher war das Materialvolumen durch die Plastikflaschen einfach zu gross», sagt sie. «Dafür fehlte es uns bei Transport und Lagerung an Platz. Es wäre schön, wenn wir in Zukunft eine Lösung für dieses Problem hätten.»

Wer sich für Sapo Cycle engagieren will, kann das über den neuen Online-Spende-Shop tun. Wer ein Seifenset erwirbt, unterstützt die Stiftung wahlweise mit zehn oder 20 Franken. Mehr Informationen zu Sapo Cycle, zur Anmeldung als Mitgliedshotel und zum Spende-Shop gibts hier.



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