Das Flüchtlingslager Burj el Barajneh umfasst ein Gebiet von rund einem Quadratkilometer; es existiert seit 1948 und beherbergte bis vor einigen Jahren vor allem palästinensische Flüchtlinge. Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 hat sich die Zahl der Bewohner von 26000 auf 50000 erhöht; im Camp leben zunehmend auch syrische Flüchtlinge. «Angesichts enger Platzverhältnisse, beschränkter Ressourcen und immer mehr Menschen vor Ort häufen sich Rivalitäten und Konflikte zwischen den Bewohnern», sagt Hofmann. «Bemühungen zur Gemeinschaftsförderung sind in diesem Umfeld sehr wichtig.»
Hier kommen Projekte wie die von Csf ins Spiel. «Unsere Gastronomiekurse und später auch der Erfolg des Caterings zeigten eindrücklich, wie ein gemeinsames Projekt helfen kann, Konflikte zwischen Gruppen zu entschärfen», sagt Hofmann. «Die alltägliche Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Ziel fördert die Einsicht, dass man, egal, woher man kommt, in der gleichen Situation ist – und gemeinsam stärker.» Durch Corona und die Folgen der Explosion ist ein neu lanciertes Projekt von Csf im Flüchtlingscamp Burj el Barajneh ins Stocken geraten: die Soufra Cafeteria. Konzipiert ist diese als einfaches Restaurant von Frauen für Frauen. «Für Frauen wäre die Cafeteria die erste und einzige Möglichkeit im Camp, sich unbegleitet im öffentlichen Raum zu treffen», sagt Hofmann. «An Orten, an denen Männer verkehren, dürfen sie sich nicht allein aufhalten. Treffen unter Frauen sind bisher nur in den engen Behausungen des Flüchtlingslagers möglich.»
Für die Cafeteria hatte Csf eigentlich eine geeignete Lokalität gefunden. «Die Verhandlungen mit den Besitzern kommen aufgrund der aktuellen Lage derzeit aber nicht voran», sagt Hofmann. Der Verein hofft auf baldige Fortschritte. Die Cafeteria soll für Frauen nicht nur ein Treffpunkt sein, sondern ihnen auch Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten bieten. Schliesslich sollen ihre Räumlichkeiten dereinst auch eine vergrösserte und modernere Küche für das Catering beheimaten, was grössere Aufträge und mehr Arbeitsplätze für Frauen ermöglichen wird. «In vielen Familien ist das Einkommen dieser Frauen das Einzige, was zur Verbesserung der Lebensumstände beiträgt», sagt Hofmann, «und bewirkt, dass sie ihre Kinder zur Schule schicken können.»